Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte. Joh 20,18

Liebe Leserinnen und Leser,

ich grüße Sie herzlich in diesen doch sehr bewegten Tagen. Was für eine Fülle von Nachrichten, die uns jetzt jeden Tag erreichen. Kriegsschauplätze, Krisengespräche, die Neubewertung von Menschen und Situationen und immer wieder der Blick in neue menschliche Abgründe. Es ist belastend.

Dabei liegt die Last nicht allein in der Fülle der schlechten Nachrichten, stelle ich fest, sondern auch in unserem Umgang mit ihnen. Mir scheint, hier hat sich in den letzten beiden Jahren etwas verändert.

Geprägt von der letzten Krise, haben wir den Krisenmodus noch gar nicht wieder richtig verlassen. In den vergangenen zwei Jahren wurden uns über sämtliche Kanäle ständig neue Infektionszahlen, neue Erkenntnisse, neue Maßnahmen und Verhaltensregeln durchgestellt. Und das war wirklich neu: Was der Gesundheitsminister da in den Nachrichten sagte, das hat direkt in mein Leben gesprochen und mein Handeln direkt beeinflusst.

Seitdem nehmen wir die Nachrichten persönlicher, auch jetzt in der neuen Krise. Das, was in der Ukraine passiert, das hat offensichtlich auch was mit mir zu tun. Es richtet sich an mich und fordert mich zum Handeln auf: Tu was! Und so tun wir, was wir können: Wir beten für Menschen und Frieden, wir spenden Geld und Sachen, holen Flüchtlinge von der Grenze, quartieren sie in unserem Gästezimmer ein. Wir tun was wir können, aber tun wir genug? Wir kämpfen zunehmend gegen ein Gefühl von Ohnmacht. Nein, die große Weltpolitik, die bestimmen nicht wir. Wir sehen, wie hier in Windeseile und mit mörderischer Kraft eingerissen, Leben zerstört, Feindschaft gesät wird – dagegen kommen wir nicht an. Das lösen wir doch nicht!

Szenenwechsel: Drei Tage sind vergangen, seit die Jünger den Tod ihres Herrn miterleben mussten. Seitdem befällt auch sie ein Gefühl von Ohnmacht.  War denn alles Bisherige umsonst? Der Kummer schnürt ihnen die Kehle zu. Kummer über die Welt, die sie umgibt und die ihnen in den letzten Tagen ein hässliches Gesicht gezeigt hat. Kummer auch über sich selbst, ihr Scheitern, ihr Unvermögen, angemessen auf die Situation zu reagieren. Nein, sie haben sich in den letzten Tagen wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert.

Nun sitzen sie, ängstlich zusammengerückt, die Türen fest verschlossen aus Furcht vor noch mehr schlimmen Nachrichten.

Da klopft es und Maria, eine Freundin Jesu, steht vor der Tür. Sie bringt wirklich Neuigkeiten. Eine Nachricht, die ihnen gilt.

„Ich habe den Herrn gesehen“, ruft Maria voller Aufregung. Die Jünger reagieren nicht gleich euphorisch. Sie sind zögerlich: Ist das denn wahr? Oder nur unnütze Aufregung?

Glauben Sie nur nicht, dass diese Nachricht damals einfacher zu glauben war als heute. Und doch spüren die Jünger die Kraft, die in diesen Worten steckt. Was, wenn diese Nachricht wahr wäre? Dann wäre alles anders. Dann wäre die Zukunft gar nicht zerstört und erst recht nicht verloren, sondern sie wäre wieder offen. Dann gäbe es keinen Grund, ängstlich zusammenzuhocken und zu klagen. Dann schimmerte hinter allem Dunklen wieder das Leben hervor und könnte ihnen die Richtung weisen.

 So sehr wünsche ich Ihnen, dass die Osterbotschaft Ihr Herz erreicht und Sie gewiss sein dürfen: Der Herr ist auferstanden!

Ihre Elisabeth Süßmitt