Haggai 1,6

Ihr sät viel und bringt wenig ein; ihr esst und werdet doch nicht satt; ihr trinkt und bleibt doch durstig; ihr kleidet euch, und keinem wird warm;und wer Geld verdient, der legt's in einen löchrigen Beutel. (Haggai 1,6)

 

Nun ist schon wieder die Zeit der Ernte. Ein gutes Gefühl erfüllt uns, wenn die Scheunen voll sind und alle Ernte erfolgreich eingebracht ist. Ein gutes Gefühl erfüllt mich auch jedes Mal, wenn ich den Familieneinkauf nach Hause bringe: Nun können wir eine Weile gut leben!

Was der Prophet Haggai uns sagt, das steht dazu in einem deutlichen Gegensatz. Kennen Sie das? Essen und doch hungrig bleiben. Überfluss haben – und dennoch nie genug haben.

Der Inbegriff von Überfluss sind für viele Menschen die Kinderzimmer. Da ist alles da – und noch ein wenig mehr.

Eine eigenartige Ambivalenz nehme ich wahr. Gerade Großeltern, die Generation derer, die durchaus bescheidenere Verhältnisse erlebt haben, sind irritiert von so viel Spielzeug und oft auch von dem achtlosen Umgang mit den Dingen. Aber dann habe ich auch Eltern vor Augen, die stöhnen, weil der Geburtstag des Sprösslings ansteht und weil alle, Eltern, Großeltern, Paten, gern etwas schenken wollen und alles zusammen einfach mal viel zu viel ist.

Wo liegt der Fehler? Eines ist sicher: Die Kinder trifft keine Schuld, sie werden vielmehr „Opfer“ unserer Liebe. Und in ihrem achtlosen Umgang mit den Dingen spiegeln sie uns das „genug“ mehr als deutlich. Wo aber liegt er dann? Ohne Zweifel wollen wir unseren Kindern und Enkeln das Beste geben, aber warum kommen wir bei der Suche nach dem Besten ausgerechnet auf „Dinge“, auf buntes Zeug als Plastik, Metall oder Holz? Dinge, die für den Moment nach Erfüllung aussehen, aber schon nach kurzer Zeit wieder hungrig machen nach mehr.

Wenn ich suche und überlege, was das Beste für mein Kind ist und was ich mir für meine Tochter und für jedes Kind am sehnlichsten Wünsche, dann das: Dass sie eine innige Beziehung zu Gott, unserem Schöpfer und Vater, aufbauen. Wir können unsere Kinder nur eine Zeitlang und nur bedingt beschützen, aber Gott kann es. Und ich wünsche mir, dass sie sich an Seiner Hand geborgen wissen und offen und fröhlich durchs Leben gehen können und sich, wenn die Not einmal groß ist, immer wieder in seine Arme flüchten.

Eine solche tragfähige Beziehung zu Gott ist kein Selbstläufer. Wenn wir als Erwachsene unseren Glauben unseren Kindern und Enkeln nicht vorleben, dann werden unsere Kinder Mühe haben und andere Menschen brauchen, um diesen Schatz für ihr Leben zu heben. Dann, so meine ich, bleiben wir ihnen das Beste schuldig und lassen sie hungrig zurück.

Was geben wir Kindern und Enkeln nun also mit? Dinge braucht es nicht allzu viel. Das wissen Sie so gut wie ich. Wertvoll aber ist es

- für die uns anvertrauten Kinder zu beten und sie Gott immer wieder ans Herz zu legen

- Kinder zur Taufe und in die Gemeinde bringen, damit sie in der Gemeinschaft tiefe Wurzeln schlagen können

- ihnen Rede und Antwort stehen, wenn sie uns ernsthafte Fragen über Gott und das Leben stellen. Und Kinder stellen große Fragen und haben große Gedanken

- sie Nächstenliebe und die Sorge für das Schwache zu lehren.

Ihnen fällt mit Sicherheit noch allerhand mehr ein. Gut so, das Geschenk soll ja zu uns passen. Aber lassen wir die Kinder nicht hungrig, sondern geben ihnen ab von dem, was uns selbst stärkt und satt macht.

 

Es grüßt Sie herzlich Ihre Elisabeth Süßmitt