Angedacht

Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Groß und Klein. (Apg 26,22)

Liebe Leser und Leserinnen unseres Kirchennachrichtenblattes,

die Situation um diesen einzelnen Bibelvers, den Monatsspruch für August, hat doch durchaus etwas Humorvolles. Zeuge will Paulus sein, so sagt er es. Aber zunächst einmal ist er nicht Zeuge, sondern Angeklagter. Sein Einsatz für Jesus hat ihn vor Gericht gebracht und nun steht er hier vor König Agrippa und dem römischen Statthalter Festus. Was genau die Anklage gegen ihn beinhaltet, bleibt ungewiss, übrigens auch dem König selbst. Dieser hört wohl, wie sich die Menschen über Paulus empören. Aber Agrippa findet nichts an ihm, was seinen Tod oder auch nur einen Gefängnisaufenthalt rechtfertigen würde. Dass er von Jesus erzählt? Dass er erzählt, Gott habe Tote wieder auferweckt? Das klingt ein wenig wirr, aber ist das denn strafbar? Um sich ein eigenes Bild zu verschaffen, lässt er Paulus vor sich bringen und erteilt ihm das Wort. Paulus nutzt die Gunst der Stunde. Aus der vermeintlichen Verteidigung wird eine Predigt, ein Glaubenszeugnis vor dem König und dem Stadthalter. Mit Vollmacht und erfüllt vom Geist Gottes redet Paulus so lange, bis der König schließlich die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und ruft: „Paulus, genug, es fehlt nicht viel, so wirst du mich noch überreden und einen Christen aus mir machen.“ Eine unterhaltsame Geschichte, zumindest aus Sicht des Königs und des Statthalters. Weniger aus Sicht des Paulus. Ich vermute, dieser Auftritt vor dem König hat Paulus alle Kraft und allen Mut gekostet – hier zu stehen und seinen Glauben zu bezeugen. Wo er doch wusste, dass man ihn am liebsten töten wollte deswegen. Warum aber hielt er nicht einfach seinen Mund? Er kann doch still glauben, für sich. Glauben ist doch ohnehin eher Privatsache. Offensichtlich ist es nicht so einfach, Jesus totzuschweigen, wenn man dem Auferstandenen selbst begegnet ist. Paulus kann nicht schweigen über das, was er erlebt hat. Er muss den Leuten erzählen, was er erlebt hat. Er muss Zeuge sein für Jesus, koste es, was es wolle. Ob sich sein Einsatz gelohnt hat? Ob der König und der römische Statthalter am Ende noch Christen geworden sind? Ich weiß es nicht. Aber beeindruckt waren sie offensichtlich vom Zeugnis dieses Mannes. Wenn einer so viel riskiert, dann scheint es ihm ernst zu sein. Nun frage ich mich:

Was riskieren wir für unseren Glauben? Wo nehmen wir allen Mut zusammen und bezeugen Jesus, koste es, was es wolle?

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Elisabeth Süßmitt